Workshop
Transmisogynie
16-19Uhr LinXXnet
Trans* Frauen und trans* Weiblichkeiten sind inzwischen selbstverständlicher Teil queerer Räume und Szenen. Nach langen Debatten über unseren Ein- oder Ausschluss, nachdem unsere Existenz Jahrzente lang in feministischen Diskursen ignoriert, abgewertet oder negiert wurde, gibt es in queeren und feministischen Zusammenhängen mittlerweile einen überwiegenden Konsens darüber, dass wir „dazu gehören“. Endlich alles super?
Leider nein. Die reine Tatsache, dass wir nicht mehr regelmäßig gewaltsam aus queeren und „Frauen“-Räumen rausgeschmissen werden, ist zwar schön, reicht aber nicht aus. Weiterhin gilt, dass wir in diesen Räumen möglichst unauffällig zu sein haben, dass wir – als Personen und als Gruppe von Menschen mit spezifischen, oft ähnlichen Erfahrungen – überwiegend ignoriert werden. Wir dürfen zwar die Eingangstür durchschreiten, aber eine andere Person anzusprechen, möglicherweise sogar anzuflirten, oder die spezifischen eigenen Themen zu benennen, gilt schnell als übergriffig und wird als Argument genutzt, uns (individuell und selbstverständlich keineswegs, weil wir trans* weiblich sind) gleich wieder aus dem jeweiligen Raum zu entfernen.
Weiterhin gilt, dass wir in queeren Räumen nicht in der gleichen Weise als begehrenswert gesehen werden, dass uns unser lesbisch- oder queer-Sein abgesprochen wird, dass sich diejenigen rechtfertigen und erklären müssen, die mit uns intime und/oder Liebesbeziehungen eingehen, weil es auch deren lesbisch oder queer Sein in Frage stellt. Weiterhin gilt, dass uns nicht das gleiche Handlungsspektrum offen steht wie cis Frauen und trans* Männlichkeiten. Diejenigen von uns, die sich feminin performen, haben darüber hinaus mit weit verbreiteter Femininitätsfeindlichkeit zu tun. Diejenigen von uns, die sich überhaupt sichtbar performen, werden als „unecht“ und „unnatürlich“ gelesen – in einer Szene, die „Gender als Performance“ zu ihrem Programm erklärt hat.
Diejenigen von uns, die Schwarz oder of Color sind, müssen sich mit Rassismus rumschlagen. Diejenigen von uns die zugeben, als Sexarbeiterinnen zu jobben, gelten nicht als emanzipiert – oder vom Kapitalismus besonders benachteiligt – sondern als schamlose Sexmaniacs, die allen von ihren Genitalien erzählen wollen.
Und das alles ist kein Zufall, keine Anhäufung von unabhängig von einander existierenden, womöglich nur lokalen Einzelproblemen, das ganze ist ein Ausdruck struktureller Diskriminierung, der einen Namen hat: Trans*misogynie.
Die allermeisten von „uns“ trans* Weiblichkeiten, so unterschiedlich unsere Persönlichkeiten, Erfahrungen und Lebenssituationen auch sind, sind (nicht nur, aber auch) in feministischen und queeren Räumen in irgendeiner Art von Trans*misogynie betroffen. Häufig, vermutlich sogar in den allermeisten Fällen, liegt das nicht an aktiver Bösartigkeit oder zielgerichtet diskriminierendem Verhalten der nicht-trans* weiblichen Mehrheiten in diesen Räumen, sondern schlicht an der Unwissenheit darüber, dass es Trans*misogynie überhaupt gibt, wie sie funktioniert, und wie sie reproduziert wird. Viele der Zuschreibungen, Unterstellungen, Verletzungen und Ausgrenzungen, die wir erfahren, passieren „im vorbei Gehen“, werden unbewusst oder sogar ungewollt gegen uns ausgeübt. Das ändert aber nichts daran, wie weit verbreitet diese Mechanismen sind.
In diesem Workshop will ich grundsätzlich vorstellen, was Trans*misogynie ist und wie sie sich – speziell in feministischen und queeren Szenen – zeigt. Ich will aufklären über die Situation, in der sich viele trans* Weiblichkeiten befinden, sobald sie sich in „die Szene“ begeben und den Teilnehmer_innen die Möglichkeit geben, sich selbst und ihr Verhalten zu überprüfen und weiter zu entwickeln. Mir geht es nicht um moralische Schuldzuweisungen oder um eine neue „wir/die anderen“-Polarität, mir geht es darum, allgemein ein Klima in der Szene zu benennen und mit zu verändern, das strukturell ausgrenzend gegenüber trans* Weiblichkeiten ist, und das von großen Teilen „der Szene“ reproduziert wird. Und der erste Schritt dahin ist Aufklärung.
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Trans Women and trans femininities have become a natural part of queer spaces and scenes. After long debates about our in- or exclusion, after our existance had been ignored, devaluated, or denied for decades in feminist discourses, queer and feminist scenes have more or less reached consent about the fact that „we belong.“ Finally, everthing’s fine?
Unfortunately, no. The mere fact that we are not being violently forced out of queer and „women’s“ spaces regularily is nice but not sufficient. Still we are to be as inconspicuous as possible in these spaces, that we are mostly being ignored – as persons and as a group of people with specific, oftentimes similar experiences. We are allowed to pass the entrance, but aproaching, possibly even flirting, with another person, or mentioning the topics specific to our group, is quickly labeled intrusive and is used as a reason to exclude us (as individuals and, of course! never for our being trans feminine) once again from the very space.
Still we are not seen as desirable as others in queer spaces, still we are being denied our being lesbian or queer, still those who enter intimate or romantic relationships with us have to justify and explain themselves, because it puts their being lesbian or queer into question. Still our range of actions and behaviors is not as large as that granted to cis women and trans masculinities. In addition, those of us who perform feminine have to fight femmephobia/hostility against femininity. Those of us who perform visibly in the first place are being labeled „in-authentic“ and „unnatural“ – in a scene that has declared „gender as a performance“ as a base of action.
In addition, those of us who are Black or of Color have to fight racism. In addition, those of us who admit jobbing as sex workers are not considered emancipated – or, being especially disadvantaged by capitalism – but as shameless sexmaniacs who want to tell everyone about their genitals.
And all of that is no coincidence, no piling up of independent, maybe even local, individual problems, it is a reflection of structural discrimination that has a name: Transmisogyny.
The very most of „us“ trans femininities in feminist and queer spaces, as different our personalities, experiences, and living situations may bei, are (not solely, but also) affected by some kind of transmisogyny. Often, probably even most of the time, that’s not due to active hostility or directly discriminating behaviour by the non-trans feminine majority in these spaces, but simply due to a lack of knowledge about the existence of transmisogyny in the first place, about the ways it works and how it is being reproduced. A lot of the ascribtions, assumptions, violations, and exclusions we face happen „on the fly,“ are being uncosciously or even unwillingly directed against us. This does not change anything about how frequent these mechanisms are, though.
In this workshop, I want to present the basics of what transmisogyny is in the first place, and how it appears, especially in feminist and queer scenes. I want to educate about the situation many trans femininities face as soon as they enter „the scene“ and offer opportunities to the participants to check and advance themselves and their behaviors. I do not care for moral accusations or new „we/others“ polarizations, I care for naming and changing an atmosphere in the scene that is structurally excluding for trans femininities and that is being reproduced by large parts of „the scene.“ And the first step towards change is education.